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Zero Waste Mode Nähen – Öko oder nicht?

Zero Waste ist ein Trend. Aber ist er wirklich nachhaltig und ökologisch? Sind „normale Kleider“ automatisch „zweite Klasse“?

Eine Bildersuche bei Google oder Ecosia liefert sofort eine große Anzahl von Designs, Schnittplänen und Büchern zum Thema.

Ist Zero Waste Mode nachhaltiger?

Jein, würde ich sagen. Natürlich ist es toll, Abfall zu vermeiden und kein Material zu verschwenden. Als Selbernäherin kann ich das aber auch anders erreichen, indem ich Reste für andere Projekte weiterverwerte. Also, indem ich es wirklich tue, und die Reste nicht nur in den Schränken lagere… ihr wisst, was ich meine 🙂

Für die Industrie ist das deutlich interessanter, denn Müll entsorgen kostet Geld. Dann geben wir doch lieber jeden Fitzel Stoff für Geld an den Kunden weiter. Bei uns Selbernähern verschwinden die Fitzel ja kaum merkbar im Hausmüll.

Wenn ich die Müllfrage mal mit etwas Abstand betrachte, fällt mir auf: Im Müll (oder in der Altkleidersammlung) landet mein Kleidungsstück ja irgendwann sowieso. Zero Waste ist also kein Freifahrtschein für mehr Kleider. Der Konsum an sich produziert Müll und verbraucht Ressourcen. Dabei ist es egal, ob ich gleich am Anfang Stoffreste wegwerfe oder die Gesamtmenge erst bei der Endentsorgung im Müll landet.

Praktische Überlegungen bei Zero Waste Schnittmustern

Ein großes Problem bei der Zero Waste Mode ist, dass sie natürlich nur für eine Größe und für eine bestimmte Stoffbreite funktioniert. Sehr schmale Menschen und füllige Menschen werden sich im Modell nicht wohl fühlen. Änderungen sind nur schwer möglich. Natürlich kann ich die Schnitteile an meine Bedürfnisse anpassen, aber dann passen sie ja nicht mehr so in den Zero Waste Zuschnitt, wie geplant. In der Ausführung ist es also eine sehr unflexible Angelegenheit. Nicht mal die Nahtzugabe können wir variieren.

Zero Waste Schnittmuster: Einfach cool, trotzdem!

Lasst ihr jetzt desillusioniert die Köpfe hängen? Da war ja bis jetzt auch nix Nettes dabei. Entschuldigung! Dabei sind Zero Waste Schnitte total toll! Durch die Herausforderung an den Designer, geometrische Formen zu definieren und als Kleidungsstück neu zusammenzusetzen. Das Ergebnis sind stylische Musterführungen z.B. bei Streifenstoffen und beeindruckende Nahtführungen. Ich liebe es! Das ist Kunst, die aus Pragmatismus entsteht.

Anlehnung an die 20er Jahre

In der Grundidee erinnert die Vorgehensweise an die 20er Jahre. Kleider wurden genäht und gestaltet, indem ganze Stoffstücke am Körper drapiert wurden. Geometrische, gerade Formen ergaben Fluss und Bewegung an den Rundungen des Körpers. Fantastisch, finde ich!

Wie steht ihr zu dem Thema?

Ich bin gespannt auf euer Feedback.

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